Wissensmanagement

Wissensmanagement

Der Begriff Wissensmanagement (oder Englisch: Knowledge Management) befasst sich mit dem Erwerb, der Entwicklung, der Übermittlung, Sicherung und Nutzung von Wissen. Die systematische Erfassung des Wissens ist ein wichtiger Erfolgsfaktor eines Unternehmens. Einerseits ist es ein Bestandteil des Qualitätsmanagements nach DIN ISO 9001, andererseits dient es auch zur Beschleunigung von Innovationen.

Vom Zeichen zum Wissen

Oft werden die Begriffe „Wissen“, „Informationen“ und „Daten“ miteinander vermischt. Für das Wissensmanagement ist jedoch zentral, zwischen diesen Begrifflichkeiten zu unterscheiden.

Zeichen sind die kleinste interpretierbare Einheit eines Datensatzes. Verbindet man mehrere Zeichen nach syntaktischen Regeln erhält man Daten.

Durch die Semantik zwischen einzelnen Daten erhalten sie einen Informationsgehalt. Es handelt sich allerdings um reine „Fakten“. Nur im richtigen Kontext betrachtet, ergibt sich daraus eine Information.

Information meint Daten, denen eine Bedeutung beigemessen wird. Sie sind Grundlage für die Bildung von Wissen. Das Sammeln von Informationen allein stellt allerdings noch kein Wissen dar.

Erst durch die Verknüpfung der Informationen untereinander und mit bereits vorhandenem Vorwissen werden Informationen zu Wissen transformiert. Informationen müssen daher zunächst interpretiert werden, bevor sie Wirkung auf das eigene Handeln haben können.

Wissenspyramide

Implizites und explizites Wissen

Häufig geht man unbewusst davon aus, dass sich Wissen kommunizieren und teilen lässt. Das ist allerdings nicht immer der Fall. Die grundlegenden Befehle einer Programmiersprache lassen sich leicht schriftlich festhalten oder mündlich weitergeben. Wie man einen Brotteig richtig knetet oder mit einem Fußball dribbelt, lässt sich dagegen kaum in Worte fassen. Daher unterscheidet man im Wissensmanagement zwischen implizitem und explizitem Wissen.

 

  • Explizites Wissen lässt sich durch Sprache oder Zahlen vermitteln. Es ist kodifizierbar und kann daher von anderen nachvollzogen und reproduziert werden (z. B. die korrekte Einstellung einer Maschine).
  • Implizites Wissen ist dem Träger zu eigen, ohne dass er sich dessen selbst bewusst ist oder dieses Wissen durch Sprache weitergeben kann. Es zeigt sich meist in einer besonders versierten Handlungsweise (z. B. beim Kochen schwieriger Rezepte).

 

Das Management von explizitem Wissen ist deutlich einfacher als das von implizitem, denn es kann von Mitarbeiter zu Mitarbeiter weitergeben und in einem zentralen Unternehmenswiki gespeichert werden. Implizites Wissen hingegen lässt sich nur mit der Zeit und durch das Sammeln von Erfahrung erwerben. Gerade dieser Umstand macht implizites Wissen für Unternehmen besonders wertvoll, denn Konkurrenten können es nicht auf die Schnelle „kopieren“.

Die Wissensspirale

Die Wissensspirale steht für ein Modell der japanischen Forscher Nonaka und Takeuchi, die als Mitbegründer des Wissensmanagements gelten. Kernaussage des Modells ist, dass individuelles Wissen durch kontinuierliche Transformation zwischen internem und externem Wissen auf eine höhere Organisationsstufe gehoben wird.

Das Modell besteht aus vier Stufen: Sozialisation, Externalisierung, Kombination und Internalisierung. In Anlehnung an diese Stufe wird das Modell häufig auch als SEKI-Modell bezeichnet.

Wissensspirale

Sozialisation: Die Stufe der Sozialisation lässt sich auch als „Learning by doing“ umschreiben. Eine Person erwirbt Wissen, indem sie z. B. regelmäßig eine Maschine bedient. Es handelt sich dabei um implizites Wissen, über das zunächst nur die betreffende Person verfügt.

 

Externalisierung: Dabei wird das implizite Wissen der Person für Außenstehende zugänglich, indem sie sich intensiv miteinander austauschen und beispielsweise gemeinsam die Maschine bedienen, für die das Wissen benötigt wird.

 

Kombination: Bei der Kombination wird das aufgebaute explizite Wissen mit weiterem explizitem Wissen verknüpft und dadurch neue Erkenntnisse gewonnen – z. B. mit Wissen von vergleichbaren Maschinen.

 

Internalisierung: Zuletzt wird das explizite Wissen wieder in implizites Wissen umgewandelt, das nun aber in stärker angereicherter Form vorliegt. Die Personengruppe, die das Wissen internalisiert hat, kann die Maschine nun routinemäßig bedienen.

 

Infolge der Wissensspirale sind folglich zwei Effekte aufgetreten. Zum einen verfügt ein größerer Personenkreis über das Wissen (in dem Fall, die Maschine zu bedienen). Zum anderen handelt es sich um einen größeren Wissensschatz, da er zusätzlich mit dem Wissen weiterer Personen angereichert wurde.

Wissensmanagement in Unternehmen

Häufig wird Wissen neben Kapital, Arbeit und Boden als vierter Produktionsfaktor verstanden. Um der Bedeutung des Wissens Rechnung zu tragen, ergänzten viele Unternehmen in den letzten Jahren ihre Vorstände um einen Chief Information Officer (CIO). Seine Aufgabe besteht vor allem darin, die Informationsverarbeitung innerhalb des Unternehmens auf die Gesamtstrategie abzustimmen.

Strategien im Wissensmanagement

Das wesentliche Ziel des Wissensmanagements besteht darin, eine lernende Organisation zu schaffen, die Wissen erwirbt, teilt und wertschöpfend einsetzt. Dabei werden zwei Ansätze unterschieden.

  • People-to-People: Zentrale Idee ist, Wissensträger innerhalb des Unternehmens als Multiplikatoren einzusetzen und Wissen zwischen Personen weiterzugeben. Diese Strategie eignet sich vor allem für implizites Wissen.
  • People-to-Document: Hierbei wird Wissen an einer zentralen Stelle im Unternehmen gesammelt und allgemein zur Verfügung gestellt, damit sich Mitarbeiter schnell und unkompliziert informieren können. Diese Strategie eignet sich vor allem für explizites Wissen.

Aufgabengebiete im Wissensmanagement

Probst, Raub und Romhardt (2012) schlagen acht Bausteine für das Wissensmanagement in Unternehmen vor:

  1. Wissensziele: Sie beschreiben, welche Ziele ein Unternehmen mithilfe des Wissensmanagements erreichen möchte. Welche Geschäftsziele sollen erreicht, welche Fähigkeiten entwickelt werden?
  2. Wissensidentifikation: Ziel der Wissensidentifikation ist, das vorhandene Wissensumfeld eines Unternehmens zu analysieren und zu beschreiben. Sie soll einen Überblick über interne und externe Fähigkeiten, Daten und Informationen liefern.
  3. Wissenserwerb: Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie ein Unternehmen externes Wissen erwerben kann, das intern nicht entwickelt werden kann – beispielsweise durch Akquise oder Recruiting.
  4. Wissensentwicklung: Sie ist das Gegenstück zum Wissenserwerb und steht für dasjenige Wissen, das ein Unternehmen hausintern aufbaut. Hierfür müssen geeignete Lernprozesse und Tools zum Einsatz kommen, die dabei helfen.
  5. Wissensverteilung: Die Wissensverteilung beschäftigt sich damit, wie bereits vorhandenes Wissen innerhalb der Organisation am besten verbreitet werden kann. Silos sollen dadurch aufgebrochen werden.
  6. Wissensnutzung: Zweck der Wissensnutzung ist, das angesammelte Wissen einzusetzen, um die eigene Wertschöpfung zu verbessern.
  7. Wissensbewahrung: Dabei ist die Frage ausschlaggebend, wie das gesammelte Wissen gespeichert, aktualisiert und an neue Mitarbeiter weitergegeben werden kann.
  8. Wissensbewertung: Die Wissensbewertung misst den Erfolg, den eine Organisation beim Erreichen ihrer Wissensziele hat.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Nikodemus, P.: Lernprozessorientiertes Wissensmanagement und kooperatives Lernen. Wiesbaden: Springer, 2017.
  • Nonaka, I.; Takeuchi, H.: The Knowledge-Creating Company. New York: Oxford Univ. Press, 1995.
  • Probst G., Raub S., Romhardt K.: Wissen managen – Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource nutzen. Wiesbaden: Gabler, 2013.
  • Wilde A.: Wissensmanagement einfach erklärt – Nichts wissen macht auch nichts? URL: https://morethandigital.info/nichts-wissen-macht-auch-nichts-wissensmanagement-einfach-erklaert/, 2021.

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