Der Softwaremarkt weltweit wird nicht von Deutschland, Frankreich oder England dominiert, die meisten Softwaregiganten haben ihren Ursprung in den USA. Dort gibt es sogar Regionen, die vor allem dank dem schieren Aufkommen von Softwarefirmen bekannt sind, wie das Silicon Valley. Software, die aus Amerika stammt, ist allgegenwärtig und hat in der Regel den Ruf, besonders innovativ zu sein, aber ist sie das auch wirklich? Sollten Sie für Ihr Unternehmen ein ERP-System mit Ursprung in den USA, wie beispielsweise Oracle, wählen? Welche Nachteile und Vorteile können Sie von einer Software aus den USA im Vergleich zu einer Software aus beispielsweise Deutschland haben? Wie beeinflusst die aktuelle politische Lage die Softwarelandschaft? Im folgenden Blogbeitrag möchten wir Ihnen genau diese Fragen beantworten!
Vorteile von Softwares aus den USA
Der erste Vorteil ist für viele Menschen schon lange kein Geheimnis mehr. Viele Innovationen im Technikbereich, egal ob Hardware oder Software, kommen oft aus den USA. In Amerika gibt es viele Ballungszentren, in denen sich Technikgiganten häufen, wie beispielsweise das Silicon Valley. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Vor allem die bereits bestehenden Kompetenzcluster und das üppigere Risikokapital sind zu nennen. Daneben spielen sicherlich auch der gerade im Vergleich zu Deutschland weiter fortgeschrittene Netzausbau und Digitalisierungsvorsprung eine Rolle. Auch deshalb ist es kein Wunder, dass in den USA Technikriesen wie Microsoft oder Apple sitzen. Auch eines der wohl bekanntesten ERP-Systeme, Oracle Fusion Cloud ERP, kommt aus den USA. Durch die größere Softwareförderung in den USA können die Programme oft etwas kostengünstiger angeboten werden als beispielsweise jene aus Deutschland.
In den USA wird Benutzerfreundlichkeit groß geschrieben, so auch in Software. Daher ist es in den USA üblich, dass Kundenzufriedenheit ein großer Wert zugeschrieben wird. Software aus Amerika ist häufig einfach zu bedienen und zu verstehen. Teilweise ist sogar zu beobachten, dass die Funktionalität aufgrund des Wunsches zur hohen Benutzerfreundlichkeit leiden kann.
Nachteile von Software aus den USA
Datenschutz
Software, die aus den USA stammt, hat für Nutzer aus der EU allerdings auch Nachteile, wie beispielsweise den Datenschutz. In der EU gilt hier die DSGVO, welche streng regelt, wie mit Daten von Nutzern umgegangen werden darf. Unternehmen können Daten beispielsweise nicht einfach ohne Zustimmung der Nutzer erheben, speichern oder gar verkaufen. In der EU sind Nutzerdaten daher gut geschützt und gesichert. Grundlegend müssen Unternehmen aus den USA, die in der EU Daten erheben und verarbeiten, der DSGVO ebenfalls entsprechen.
Die Datenschutzgesetze der USA sind jedoch größtenteils deutlich lockerer als die DSGVO selbst. Daher müssen viele Softwarehersteller für die EU Änderungen an den Datenschutzrichtlinien ihrer Software vornehmen. Trotz der Geldstrafe in Höhe von 10 bis 20 Millionen Euro, die amerikanischen Unternehmen bevorsteht, wenn sie gegen die DSGVO verstoßen, kommen viele Verstöße vor. Das liegt unter anderem daran, dass der Cloud Act, das Datenschutzabkommen der USA, amerikanische Behörden dazu bewilligt, Daten von Nutzern aus der EU einzusehen, wenn der Anbieter der Software oder die Muttergesellschaft aus den USA stammen. Es existiert zwar ein US-Äquivalent zur DSGVO, der CCPA (California Consumer Privacy Act), dieser ist aber, wie der Name schon vermuten lässt, nur für Unternehmen gültig, die Daten von Einwohnern in Kalifornien erheben. Davon abweichend hat der Europäische Gerichtshof die Qualität des Datenschutzes in den USA mehrmals als geringer in der EU eingestuft.
Unternehmen aus den USA stehen durch die DSGVO vor einer Hürde. Um ihr nachzukommen, müssen sie oft zusätzliche Kosten in Kauf nehmen und die Datenerhebung ihrer Software ändern. Es gibt unterschiedliche Arten, wie amerikanische Unternehmen mit dem Problem umgehen, ohne der DSGVO zu entsprechen. So versuchen sie durch das Abschließen von speziellen Verträgen die DSGVO zu ignorieren und dem Cloud Act weiterhin zu entsprechen, ohne eine Strafe zahlen zu müssen. Die DSGVO sagt aus, dass Nutzer ausdrücklich zustimmen müssen, dass ihre Daten ins Ausland übermittelt werden dürfen. Der Cloud Act erlaubt hingegen die Erhebung von Daten ohne ausdrückliche Zustimmung. Nutzer aus der EU könnten also davon ausgehen, dass ihre Daten nur mit ihrer Zustimmung erhoben werden, obwohl die Software aus den USA stammt und nicht der DSGVO entspricht. Nutzer sollten explizit der Erhebung von Daten zustimmen müssen und somit Kontrolle über die Verwertung der eigenen Daten bekommen. Wenn Anbieter aus den USA allerdings nicht der DSGVO entsprechen, können die Daten von Nutzern ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung erhoben werden.
Problem der Abhängigkeit
Neben dem Datenschutz entsteht durch die Nutzung von Software aus den USA auch das Problem der Abhängigkeit. Wenn Unternehmen Software aus den USA nutzen, um alle Abläufe des Unternehmens zu organisieren, können schneller Probleme auftreten als man denkt. Beispielsweise kann die EU die Nutzung einzelner Software aus den USA verbieten. Falls das passiert, kann der gesamte Betrieb lahmgelegt werden. Sollte das Unternehmen aus den USA beispielsweise nicht der DSGVO entsprechen, werden nicht nur die Daten der Unternehmen ungewollt an die US-Behörden weitergegeben, auch die Kundendaten werden so weitergeleitet.
Zölle der USA
Ein sehr aktuelles Thema, aufgrund der politischen Lage der USA, ist das der Zölle. Seit Donald Trump wieder US-Präsident ist, hat sich an der wirtschaftlichen Situation der USA einiges getan. Den wohl größten Effekt auf die Wirtschaft hat die neue Zollpolitik des US-Präsident Trump. Dieser hat nach seinem Amtsantritt die Zölle stark angehoben und Kettenreaktionen ausgelöst. Durch die hohen Zölle sind Preise von Produkten oder auch Aktien angestiegen. Zum Zeitpunkt des 07.05.2025 haben mehrere Parteien mit den USA eine Pausierung der hohen Zölle in der Länge von 90 Tagen ausgehandelt, so auch die EU oder China. Während die EU sich einen Deal mit den USA in Bezug auf den Zollstreit erhofft, plant Trump bereits, die Zölle für China um 145 Prozent zu erhöhen. Der Zollstreit geht generell weiter und betrifft vor allem Produkte wie Strom, Stahl und Aluminium. Einzelne Produkte wurden aber auch von der EU durch Verhandlungen bereits aus den Zusatzzöllen ausgeschlossen.
Die Folge der erhöhten Zölle ist, dass Unternehmen sich von den USA als Standort distanzieren und sich beispielsweise mehr nach Europa orientieren, da dort etwas wie die extreme Zollerhöhung nicht einfach möglich ist. Auch können Kosten von Produkten ansteigen, wenn sie selbst nicht direkt betroffen sind. Beispielsweise sind Software direkt betroffen, wenn sie auf einer CD oder einem USB-Stick ausgeliefert werden. Wenn das Produkt online heruntergeladen werden kann oder aus dem Browser genutzt wird, ist es selbst nicht von der Zollerhöhung betroffen. Trotzdem kann der Produktpreis ansteigen, wenn in der Produktionskette beispielsweise ein Stück Hardware betroffen ist oder aber Lieferketten durch die neuen, erhöhten Zölle unterbrochen werden. Das kann beispielsweise in Deutschland dazu führen, dass Unternehmen sich ihre bisherige Softwarelösung nicht mehr leisten können und somit auf kostengünstigere Programme umsteigen müssen, die eventuell nicht mehr dem gleichen Sicherheitsstandard entsprechen.
Ein weiterer Nebeneffekt der erhöhten Zölle ist das erhöhte Risiko für Nutzerdaten beziehungsweise für die Cybersicherheit. Die erhöhten Handelsspannungen zwischen den Nationen können ein guter Nährboden für eine erhöhte Anzahl an Cyberangriffen sein. Regierungen sind aktuell mehr mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten beschäftigt und könnten somit Warnzeichen für einen Cyberangriff übersehen. Auch die Digitalisierung und Innovation kann durch die Zölle langsamer vonstattengehen, da diese Bereiche vor allem durch Investoren vorangetrieben werden. Wenn Investoren aber aufgrund der wirtschaftlichen Lage aktuell um ihr Guthaben bangen, finden weniger Investitionen statt.
Fazit
Vor allem in der letzten Zeit sind durch die politische Lage viele Faktoren hinzugekommen, warum man bei der Softwarewahl nicht nur die Funktionen sondern auch weitere Risikos mit beachten sollte. Es ist heutzutage zugegebener Maßen schwierig, die Unternehmensorganisation komplett ohne Software aus den USA aufzubauen, da beispielsweise Microsoft Office oder Teams zur Grundausstattung in der Unternehmenslandschaft gehören. Trotzdem sollte man sich auch hier der Risiken in Verbindung mit steigenden Zöllen und Datenschutzlücken bewusst sein. Wenn Sie für Ihr Unternehmen Alternativen nutzen möchten, gibt es auch in Deutschland viele Anbieter, die einen großen Funktionsumfang haben und eine Bandbreite an unterschiedlichen Branchen mit optimierten Softwarelösungen bedienen können. So auch projectfacts! Wenn Sie erfahren möchten, ob projectfacts für Ihr Unternehmen passend ist, lassen Sie sich gerne hier beraten!